Alexander von Humboldt

Die amerikanische Reise 

Lebensdaten 

 

 

1769                14. September: Geburt Alexander von Humboldts in Berlin

1787-90           Studienzeit in Frankfurt an der Oder, Berlin und Göttingen

1790                Reise nach Holland, England und Frankreich mit Georg Forster

1792-1796       Amtstätigkeit als „Oberbergmeister“ in Franken

1798                Paris, Bekanntschaft mit Aimé Bonpland

1799                5. Juni: Humboldt und Bonpland stechen in La Coruña in See

                        16. Juli: Landung im venezolanischen Hafen Cumaná

1800                April-Juli: Erforschung des Laufs des Orinoko und erster Aufenthalt in Kuba

1801                März – Dez.1802: Reise durch Kolumbien, Ecuador und Peru

1802                23. Juni: Besteigungsversuch des Chimborazo

1803-04                     Reise durch Mexiko, Aufenthalte in Kuba und den Vereinigten Staaten

1804                3. Sept.: Humboldt und Bonpland landen in Bordeaux

1805-34           Herausgabe des Reisewerks „Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent“

1805-07            Reise nach Italien, anschliessend Aufenthalt in Berlin

1808-27           Paris: Arbeit am Reisewerk, Versuche mit den Physikern Arago und Gay-Lussac

1827-28           Berlin: „Kosmos“-Vorlesungen

1829                Russlandreise

1830-48           Mehrere Aufenthalte in Paris in diplomatischer Mission

1845-58           Erste vier Bände von „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ 

1859                6. Mai: Alexander von Humboldt stirbt in Berlin

 

Die amerikanische Reise

 

Am 5. Juni 1799, in Humboldts dreissigstem Lebensjahr, begann die Reise, die ihn berühmt machen sollte. Als Begleiter hatte er den französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland gewählt. Die beiden Forscher schifften sich in La Coruña ein und segelten über die Kanarischen Inseln nach Venezuela. Der erste Eindruck von der Neuen Welt war überwältigend. „Wie die Narren laufen wir umher“, schrieb Humboldt. „Bonpland versichert, dass er von Sinnen kommen werde, wenn diese Wunder nicht bald aufhören.“ Die Begeisterung über die exotische Tier- und Pflanzenwelt und paradiesische Landschaften vernebelte aber nicht seinen gesellschaftskritischen Blick. Im Geist der Berliner Aufklärung erzogen, war Humboldt sozial aufgeschlossen und republikanisch gesinnt. Immer wieder empörte er sich über die Ausbeutermentalität der Kolonialherrn, beschrieb die unmenschliche Behandlung ihrer schwarzen Sklaven und die Unterdrückung der indianischen Ureinwohner. „Es gibt keine Nichtstuer ausser den Weissen“, stellte er fest.

Alexander von Humboldt selbst war das Gegenteil von einem Nichtstuer. Er führte nicht weniger als 38 verschiedene wissenschaftliche Instrumente mit sich und nutzte jeden Tag für Messungen und das Sammeln von Steinen, Pflanzen und Tieren. Während des einjährigen Aufenthalts in Venezuela gelang ihm der Nachweis, dass der Oberlauf des Orinoko mit dem Flußsystem des Amazonas zusammen hängt. Insgesamt 2900 km legten Humboldt und Bonpland dafür auf Urwaldflüssen zurück.

Nach einem „Zwischenhalt“ auf Kuba unternehmen Humboldt und Bonpland im März 1801 eine zweite Reise durch den südamerikanischen Kontinent. Diesmal landen sie in Kolumbien und reisen südwärts nach Ecuador und Peru. Zu Anfang des Jahres 1802  erreicht die Maultierkarawane Quito. Die fünf Monate Aufenthalt in der Anden-Metropole nützt Humboldt zur Erforschung des Vulkanismus, aber er geniesst auch das Gesellschaftsleben – ein lange entbehrtes Vergnügen.

Am 23. Juni 1802 erlebt Humboldt den Höhepunkt seiner Reise. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Er versucht, zusammen mit drei Gefährten, den Chimborazo (6310 m) zu ersteigen. Dieser erloschene Vulkan gilt damals als höchster Berg der Welt. Trotz Nebel und Kälte klettern sie mehrere Stunden auf einem schmalen Felsgrat aufwärts, bis schliesslich eine tiefe Kluft jedes Weiterkommen verhindert. Humboldt berechnet nach dem Barometerstand eine Höhe von 5880 m. Der Abstieg in dichtem Schneetreiben und ohne bergtaugliche Ausrüstung wird zur Qual. – Spätere Nachprüfungen ergaben, dass Humboldt nur etwa 5350 m erreicht haben kann und damit noch weit vom Gipfel entfernt war. Doch trotz des Messfehlers blieb sein Rekord gültig – bis die Gipfel des Himalaja vermessen wurden. „Ich habe mir mein Leben lang etwas darauf eingebildet, unter den Sterblichen derjenige zu sein, der am höchsten in der Welt gestiegen ist“, schrieb Humboldt nicht ohne Neid, als er davon erfuhr.

Von Lima an der peruanischen Küste geht es Ende 1802 weiter nach Mexiko. Auf dem Pazifik vermisst Humboldt den kalten Meeresstrom, der später seinen Namen erhalten wird. Da sich die Hoffnung auf eine Weltumseglung, die Humboldt und Bonpland nach Acapulco geführt hatte, nicht erfüllt, reisen sie ostwärts quer durch Mexiko und gelangen nach Aufenthalten in Kuba und Philadelphia im September 1804 wieder nach Europa.

Dreissig Jahre seines Lebens und den Rest seines Vermögens sollte Alexander von Humboldt für die wissenschaftliche Auswertung der fünfjährigen Amerikareise opfern. Die Herausgabe des monumentalen Reisewerks „Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent“ in 30 Bänden dauerte bis 1834. Populär wurden die 1808 erschienenen „Ansichten der Natur“, ein Buch, das den jungen Charles Darwin für die Wissenschaft begeisterte.

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